Schüler sehen Nachholbedarf beim Einsatz neuer Medien

Die Schüler sehen im Südwesten einen erheblichen Nachholbedarf beim Einsatz neuer Medien im Unterricht. Viele Lehrer betrachteten die digitalen Medien als Gegner und nicht als nutzbare Unterrichtsinhalte, sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirates, Leandro Cerqueira-Karst, am Freitag in Stuttgart. Die Lehrer müssten auch entsprechend geschult werden.

So müssten die Schulleitungen darüber nachdenken, wie das Handy positiv im Unterricht genutzt werden könne. Dann müsse man sich aber auch über Schüler Gedanken machen, die sich so ein Gerät nicht leisten könnten. Für sie müssten gegebenenfalls Handys bereitgestellt werden. Beiratsmitglied Ingo Heide erklärte, es gehe darum, im Unterricht einen bewussten Umgang mit dem Handy zu vermitteln. Das sei besser als ein Handy-Verbot, das es an vielen Schulen gebe.

Das Kultusministerium von Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) erklärte, der Wunsch nach einer stärkeren Einbeziehung von Handys in den Unterricht sei nachvollziehbar. „Es geht darum, einen bewussten Umgang mit den Vor- und Nachteilen der Geräte zu lernen“, teilte eine Sprecherin mit. Je nachdem wie alt die Schüler sind, benutzen sie die Geräte ganz anders. „Deshalb werden wir auch weiterhin kein allgemeines Handyverbot an Schulen einführen.“

Die Schülervertreter sprachen sich auch dafür aus, in den Aufbau und die Betreuung von neuen IT-Techniken externe Partner mit einzubeziehen. Bislang sei es an den Schulen oft so, dass sich ein Lehrer neben seinem normalen Unterricht um sämtliche IT-Sachen der Schule kümmern müsse – damit sei er dann oft überfordert.

(Quelle: heise)

BMBF-Roadshow: Digitale Medien im Ausbildungsalltag

Die Roadshow „Digitale Medien im Ausbildungsalltag“ stellt bundesweit digitale Konzepte für die berufliche Aus- und Weiterbildung vor. In interaktiven Workshops können sich Teilnehmende über innovative Tools und Anwendungen informieren und diese selbst ausprobieren. 2018 machte die Roadshow Station in Koblenz, Wittenberge, Stuttgart, München, Hannover und Köln. 2019 wird das erfolgreiche Format fortgesetzt.

Alle Präsentationen und Arbeitsblätter zu den Workshops finden Sie in der Veranstaltungsdokumentationen der einzelnen Etappen: www.qualifizierungdigital.de/roadshow.

Aktuelle Forschung – Konferenzbericht ICCHP

Am 11. bis 13. Juli fand im österreichischen Linz an der Johannes Kepler Universität die 16th International Conference on Computers Helping People with Special Needs (ICCHP)statt. Ca. 500 bis 600 Forscher/innen aus der ganzen Welt trafen sich, um sich über die aktuellsten Forschungen im Bereich der Technologien für Menschen mit Behinderungen auszutauschen. Das Themenspektrum war dabei wieder sehr breit, von assistiven Technologien über Design for All bis hin zu e-Government oder zur unterstützten Kommunikation.

In jeweils vier parallelen Arbeitsgruppen wurden die Ergebnisse der Forscher/innen präsentiert. Für Interessierte sind die Ergebnisse kostenlos nachlesbar bei Springer (siehe Band 1 und Band 2). 

Zum Abschluss der Tagung gab es noch eine spannende Panel-Diskussion (siehe Bild), moderiert von Shadi Abou-Zahra (links im blauen Hemd), der beim W3C/WAI arbeitet und damit der Web-Zugänglichkeitsinitiative beim World Wide Web Konsortium angehört. Diese Initiative koordiniert die Weiterentwicklung der Standards, die dafür sorgen, dass Webinhalte zugänglich für Menschen mit Behinderungen werden / bleiben. Rechts daneben ist Chieko Asakawa, die mit dem IBM Home Page Reader 1997 eine Webbrowser Erweiterung entwickelt hatte, die zum am meisten genutzten Web-zu-Sprache System für blinde Nutzer/innen wurde. Rechts daneben sitzt Paul Timmers, der bis 2017 Direktor für die Bereiche Digitalgesellschaft, Vertrauen und Cybersicherheit bei der Europäischen Kommission war und maßgeblich die EU Forschungs- und Innovationsprogramme beeinflusst hat. Ganz rechts schließlich Saqib Shaikh, der bei Microsoft arbeitet und die kostenlose Software ‚Seeing AI‘ für blinde Menschen entwickelt hat. 

Das Freiwillige soziale Jahr digital

Senioren, Schüler und Kindergartenkinder sollen möglichst schnell lernen, mit dem Computer und Internet umzugehen. Das jetzt bundesweit eingeführte „Freiwillige soziale Jahr digital“ soll dabei helfen.

Der Bund möchte mehr freiwillige Helfer gewinnen, die das nötige Grundwissen für Computer und Internet in Kitas, Schulen, Seniorenheimen und anderen Einrichtungen vermitteln. Bei dem neuerdings bundesweiten „Freiwilligen Sozialen Jahr digital“ besuchen junge Leute im Alter bis zu 26 Jahren zuerst Fortbildungen und geben dann ihr digitales Wissen als Multiplikatoren weiter. Um auch Helfer über dieser Altersgrenze zu gewinnen, soll das „Freiwillige Soziale Jahr digital“ auch in den Bundesfreiwilligendienst übertragbar sein.

Das Bundesjugendministerium in Berlin nannte der Deutschen Presse-Agentur den Herbst 2018 „als Start für die dafür notwendigen Fortbildungen“. Dann solle auch weiteres Geld fließen. Diese zusätzliche Möglichkeit im Bundesfreiwilligendienst sieht der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vor. (dpa)

Neues Lernen mit dem Tablet

Seit 2009 ist Nick Denis Lehrer für Politik und Wirtschaft am Max-Weber-Berufskolleg in Düsseldorf. Gemeinsam mit der Kollegin und Projektleiterin Barbara Stieldorf koordinierte der 38-Jährige in den Jahren 2014 bis 2016 das Projekt „Changing Paradigm“, das unter Federführung des Berufskollegs als Strategische Partnerschaft im Rahmen von Erasmus+ realisiert wurde. Seither ist an der Schule einiges anders geworden.

März 2018, Manfred Kasper

„Entstanden ist das Projekt, weil wir an unserer Schule mehr zum Thema Tablet-Unterricht machen wollten“, erzählt Nick Denis. „Da wir selbst noch relativ am Anfang standen, waren wir auf der Suche nach innovativen Ideen und Partnern, mit denen wir uns austauschen konnten.“ Diese fand man mit dem Vocational College aus Oulu (Finnland), den Landesberufsschulen im italienischen Meran und im österreichischen Hartberg sowie dem Unternehmen Academic Data aus Essen. Dabei waren alle Partner alte Bekannte, denn das Max-Weber-Berufskolleg ist bereits seit 2012 Europaschule und verfügt über langjährige Erfahrung mit europäischen Mobilitätsprojekten, in der Regel durch Auslandspraktika für Auszubildende.

Das Thema Partnerschaft hingegen war wie der Einsatz von Tablet-PCs noch relativ neu für die Beteiligten. „Wir hatten zwar bereits einige Tablets an der Schule, Konzepte zum Einsatz im Unterricht gab es jedoch noch nicht“, erinnert sich Denis. Um hier weiter zu kommen, half der Blick über die Grenze, denn vor allem die Finnen konnten schon erste Erfahrungen aufweisen, die sie in die Partnerschaft einfließen ließen. Gearbeitet wurde in multinationalen Teams, ein Ansatz der, so Nick Denis, auch aufgrund der unterschiedlichen Bildungssysteme und der damit verbundenen Sichtweisen auf Schule und Unterricht sehr befruchtend war.

„Mittlerweile setze ich das Instrument regelmäßig ein.“

Aus dem Prozess resultierten Ideen wie der Einsatz einer Film-App, die vorzugweise in Tutorials genutzt werden kann. Derartige Methoden tragen laut Nick Denis erheblich dazu bei, Kompetenzen der Auszubildenden zu fördern, die im analogen Unterricht kaum angesprochen werden: „Den Einsatz der Film-App habe ich in Finnland kennengelernt. Anfangs war ich noch skeptisch, mittlerweile jedoch setze ich das Instrument regelmäßig bei kreativen Fragestellungen oder Erklärvideos ein. Das ist nicht nur eine willkommene Abwechslung im Unterricht, sondern zugleich eine enorme Lernmotivation.“

Ziel des Projektes war es, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und dazu beizutragen, dass die Schulen stärker auf digitale Kompetenzen eingehen, die auch im Berufsleben immer wichtiger werden. Dabei ging es zugleich darum, den Unterricht spannender und praxisorientierter zu gestalten. „Changing Paradigm“ entwickelte internationale und bilinguale Lernarrangements, die sowohl in Deutschland, Finnland, Österreich als auch in Südtirol einsetzbar sind.

Anfangs musste dazu viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um die Lehrerinnen und Lehrer für die neue Methode zu begeistern, konstatiert Nick Denis. Er glaubt, dass mittlerweile ein Drittel der Belegschaft die Tablet-PCs regelmäßig im Unterricht nutzt, zwei Drittel tun es eher unregelmäßig. Verglichen mit der Ausgangssituation ist das aus seiner Sicht ein großer Erfolg, der vor allem darauf zurückzuführen sei, „dass wir die Kolleginnen und Kollegen von Anfang an gut auf die Technologie und die damit verbundenen Konzepte herangeführt haben“. Die Nachfrage nach entsprechenden Schulungen sei in den letzten Monaten enorm gestiegen.

Im Ergebnis ist das Lehren und Lernen mit den neuen Methoden flexibler geworden, die Lehrenden agieren zunehmend als Coach, der Unterrichtsphasen moderierend begleitet. Die Auszubildenden hingegen erhalten mehr Freiräume hinsichtlich der Nutzung geeigneter Lerninstrumente. Das stärkt ihre Medienkompetenz und macht den Unterricht insgesamt deutlich attraktiver. Um das Projekt nachhaltig zu verankern, wurde der tablet-unterstützte Unterricht ins Schulprogramm des Max Weber-Berufskollegs aufgenommen. Er eignet sich vorzüglich, um die drei Säulen des Programms – Neue Medien, Individuelle Förderung und Internationalisierung – abzubilden.

Neue Strategische Partnerschaften stehen bereits in den Startlöchern

Apropos Nachhaltigkeit: Der Dialog mit den Partnerschulen wird auch über das Projektende hinaus gepflegt – zum Beispiel über einen speziell eingerichteten Projekt-Blog und über Social Media-Kanäle. Das Spektrum reicht vom Erfahrungsaustausch und Tipps zu neuen Unterrichtsideen bis zu gemeinsam durchgeführten virtuellen Unterrichtsprojekten. Immer häufiger werden zudem die Anfragen anderer Schulen, die sich über technische und fachliche Möglichkeiten des tablet-unterstützten Unterrichts informieren möchten. Sie haben erkannt, dass derartige Ansätze das Angebot der beruflichen Bildung aufwerten und einen enormen Imagefaktor für die Schule darstellen.

„Die strategische Partnerschaft hat uns vielfältige Impulse für das Lehren und Lernen an der Schule gegeben“, fasst Nick Denis die Wirkung des Projektes zusammen. „Wir haben spannende Konzepte aus anderen Ländern adaptiert und eine intensive Kommunikation betrieben, aus der ein Mehrwert für alle Beteiligten entstanden ist.“ Dabei sei es gelungen, die Resultate der Partnerschaftstreffen im schulischen Umfeld umzusetzen und entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln. Wie gut das Ganze geklappt hat, zeigt auch die Tatsache, dass neue strategische Partnerschaften bereits in den Startlöchern stehen.

(Beitrag aus dem Newsletter der NA beim BIBB vom 15.03.2018 | Nr. 5; siehe auch: https://www.na-bibb.de/stories/erasmus-berufsbildung/neues-lernen-mit-dem-tablet/)